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Schattenflug
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(eine Auswahl)
Von Uwe Grünheid
Graues Blut
Da sind sie wieder, diese Schatten. Nebelhaft steigen sie auf – Schemen der Vergangenheit. Sie überfluten mein Fühlen, Besetzen meine Gedanken, Stürmen auf mich ein. Wie ein graues Seidentuch umhüllen sie mein Sein.
Da sind sie wieder, diese Schatten. Sie kriechen in mein Hirn – Oft gedachte Gedanken. Gleich einem Flashlight zucken sie, Brennen sich ein, werden Teil meiner Ganglien. Wie ein Maschendraht engen sie mich ein.
Die Klippe des Morgens fängt mich auf. Ich halte mich fest, klammere mich an sie. Schon wieder Blut, nicht an meinen zerschürften Händen. Ströme von Herzblut ergießen sich, Fressen eine tiefe Furche in steinerne Gefühle, Tränken das Seidentuch, Quellen durch den Draht.
Der Berg des Lebens erhebt sich, Baut sich vor mir auf, täglich neu. Nichts dringt nach außen, Denn noch bevor ich ihn erklommen habe, Gleite ich zurück – Zurück in die Schattenwelt, In der alles Blut nur grau ist.
Schattenwahrheit
Schatten umfangen mich, hüllen mich ein. Wo ist ein Licht? Schatten sind meine Gedanken – Sie huschen unfaßbar vorbei, Hinterlassen keine verräterischen Spuren. Fingerabdrücke: Fehlanzeige. Und auch der genetische Code ist nicht feststellbar.
Mein Leben sucht einen Sinn – in den Schatten. Doch verschlüsselt ist des Schattens Sein. Kein Blick, der im Vorüberschweben ein liebend Herz erkennen läßt. Was nur zieht mich hinab zu den Schatten, was verbirgt mir ihr Schein?
Ein jeder Schatten ist schrecklich, Fängt mich ein, Zwingt mich auf Pfade, die nicht Im Herzen hören auf zu sein. Horch, von fern ein leiser Eulenschrei: Einst waren wir doch weise, Doch Wahrheit bleibt ein Traum.
Des Schattens Wahrheit ist ein Trug, Bloß fauler Zauber. Die Nacktheit des Gefühls verliert die Scham, Und jedes Lied verfällt zur Elegie. Spitze Fingernägel kratzen an der Seele, Wenn man solch unsterbliche hätte, Wissen jedoch ist schwer zu glauben.
Rastlos
Ein Schatten geht um die Welt, Folgt mir, wohin ich auch geh. Ich spüre ihn, ahne ihn. Will ihn vertreiben – Zücke die Ungezieferspraydose. Doch der Schatten grinst hämisch, Ohne sein Gesicht zu zeigen, Schüttelt belustigt die Locken seines Hauptes, Wiegt sich verführerisch in den Hüften. Kein schöner Land zu dieser Zeit, Weit und breit kein echter Mensch, Der mit mir lacht und mit mir weint.
Vagina versus Phallus
Auf dem Weg GEN ITALIEN Stehen viele Worte: Da ist zunächst das Loch, Besonders Golfer lieben es. Tierfreunde bezeichnen „es“ auch Als Pussi, Schnecke oder Mäuschen, Die es gleichermaßen Zu verwöhnen gilt. Wer kennt sie nicht, Die Scham am Scheide-Weg, Und aus dem Scheide-Becher Wird ganz locker ein Vagina-Cup. Auch das Pfläumchen, Hier spricht der Gartenfreund Verspricht so manchen Hochgenuß. Nur an der Toilettenwand lese ich Verächtlich: Fotze! In der Küche dagegen – typisch Frau – Findet man „es“ – Die Rede ist noch immer von dem Loch – Als Dose oder Büchse, Die es zu öffnen gilt.
Und was so ein echter Mann ist, Der hat natürlich gleich den Büchsenöffner parat. Jau, das ist ein Apparat, Ein richtiger Kolben. (Wieso denke ich jetzt an Auto und nicht an Mais?) Doch was so ein echter Freudenspender ist, Dem ist's eh egal, Der reißt sich am Riemen, Erfreut sich seines Ständers, Dem ist es auch egal, Ob sein Schwanz vorne baumelt oder steht, Sich freudig zitternd im Winde bewegt, Gleich einer Lanze, Die nur darauf wartet, Die Lippen der Scham zu liebkosen, Einzudringen, Als Triumphator, als Matador, In die Höhle der Lust, in die Liebesgrotte, Ganz hart und warm.
Laßt sie erklingen, Die Schreie der Wollust, Jene Laute der Weltvergessenheit. Steigt empor auf den Gipfel, Seid ein pulsierend Fleisch, Gebt euch hin, Übergebt euch. Versinkt im Sinnenrausch, Verströmt.
Und was dann kommt? Ja, sparma die Augen auf. Erinnerungen werden lebhaft. – War da nicht eine Fahrt Entlang der Küste des Mittelmeers? Wie hieß der Ort doch gleich? – Peniscola? Na, Cola ist aber nun wirklich etwas anderes.
Und dann ist es auch schon wieder vorbei. Wer zählt schon die Minuten? Was einst hart und mächtig, Ist nun weich und schmächtig. Das Loch jedoch ist nach wie vor bereit, Hier zeigt sie sich, Des Weibes Überlegenheit.
Lichtgestalt
Für Claudia
Jede Lichtgestalt erblüht in der Sonne. Du erhellst selbst eine Neumondnacht. Dein Lächeln – ein stummes Versprechen, Dein Blick – ein gebrochenes Herz.
Jede Lichtgestalt strahlt Wärme aus. Du selbst verbirgst Dein inneres Feuer, Bist verwundbar, aber wunderbar. Dein Blick – ein weidwundes Reh.
Jede Lichtgestalt ist die Ahnung von Nähe. Neben dir selbst wird sie Sehnsucht pur. Auch wenn du es „niedlich“ nennst. Dein Blick – die Bitte, dich nicht zu verletzen.
Auch du willst Liebe, Zärtlichkeit, Sehnst dich nach Geborgenheit. Allein mag niemand sein, doch – Welcher Blick hält sein Versprechen?
Ich schenk dir ein vom Wein, dem roten, Bin selbst berauscht vom Sein mit Dir. Der Duft Deines Haares, eine Verheißung, Dich zu atmen ist ganz nah am Glück
In Deinen Augen
Ich steh' vor dem Spiegel Seh' in meine Augen – Deine Augen, Erkenne Dich.
Augen sind die Fenster, Durch die die Welt In Dein Inneres blickt. Deine Augen – ein Versprechen.
Augen sind Verräter, Die Dein Fühlen offenbaren – Oder verschleiern. Deine Augen – eine Warnung.
Hab' ich aus diesem Grund Nicht gesagt, Was ich dachte, Empfand?
Ich nehme mich, Ziehe mich – zurück. Dennoch wünschte ich, In ihnen zu versinken.
In Deinen Augen.
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