Oder: Das wahrscheinlich vorhersehbare Ende eines eigentlich offenen Finales…
Von Uwe Grünheid
Monrose – eine Castingband, 2006 hervorgegangen aus der mehrwöchigen Fernsehshow „Popstarts – Neue Engel braucht das Land“ von Pro7.
Monrose, das sind drei junge Frauen: Senna, Bahar und Mandy. Am 17. November 2006 standen sie als strahlende Siegerinnen eines nervenzehrenden Sängerinnenwettstreits fest. Doch war das Finale, an dem mit Kati, Romina und Ari drei weitere Nachwuchssängerinnen beteiligt waren, tatsächlich ein Finale? War da alles mit rechten Dingen zugegangen oder stand das Ergebnis dieser Endausscheidung in den Köpfen der Juroren, Star-Choreograph Detlev D! Soost, Musikproduzent Dieter Falk und Punk-Queen Nina Hagen, nicht bereits lange vorher fest?
Da sind allerdings vorerst nicht die Irritationen gemeint, die dadurch entstanden, weil ein Pro7-Mitarbeiter wohl versehentlich ein vorbereitetes Cover der ersten Maxi-CD von Monrose ins Internet gestellt hatte. Dieses vorab veröffentliche Cover gab es, da die erste Monrose-CD direkt nach der Entscheidungsshow auf den Markt geworfen werden sollte, mit allen Finalistinnen in allen möglichen 20 Kombinationen, lautete die Erklärung des TV-Senders. Auf der Vorab-Version waren übrigens Kati, Mandy und Bahar zu sehen.
Oder war das vielleicht doch schon das ursprünglich richtige Cover? Die ideale Band-Besetzung, wie sie zunächst von den Juroren geplant war? Manch gute Sängerin, man denke etwa an Achan, wurde quasi mit Blick auf die zukünftige Band aus dem Workshop hinauskomplimentiert: „Du hast die stärkste Stimme hier, aber wir müssen schauen, wie paßt das in die Band rein. Du bist eine geborene Solistin.“ Und um letztendlich den Wettbewerbscharakter des Finales zu unterstreichen und um mögliche weitere Unterstellungen ad absurdum zu führen, wurde Kati, die bereits beim Casting in Stuttgart mit einer derart überzeugenden Leistung aufwartete, daß sie zum absoluten Favoritenkreis gerechnet wurde, zugunsten Sennas geopfert – frei nach dem Motto: „Seht her, hier geht doch alles mit rechten Dingen zu.“ Gelang es den Veranstaltern von Popstars auf diese Art und Weise ihr Gesicht zu wahren – einfach, indem sie eins austauschten?
Doch das ist nicht beweisbar, lediglich eine Spekulation, der hier nicht – oder noch nicht – weiter nachgegangen werden soll.
Auf keinen Fall soll hier jedoch unterstellt werden, bei dem Casting sei gemauschelt worden. Zumindestens am Anfang bestand Chancengleichheit. Jede der mehr als 5000 Kandidatinnen hatte es beim ersten Auftritt selbst in der Hand, oder besser in der Stimme, die Jury von ihrem Können zu überzeugen. Das gelang nicht vielen, doch zu den 30, die den Sprung in die erste Entscheidungsshow schafften, gehörten Senna, Bahar und Mandy. Wie Favoritinnen sahen sie aber in der Anfangsphase keineswegs aus.
Nehme man beispielsweise Mandy. Sie ging beim zweiten Casting in Stuttgart an den Start und wäre beinahe gleich nach ihrem ersten Auftritt aussortiert worden. Dieter Falk hielt ihre Stimme für nicht ausreichend: „Du hast eine kräftige Stimme, aber die ist auch sehr eindimensional, und für mich nicht gut genug, um in die Band zu kommen, echt.“ Wäre da nicht Detlev D! Soost wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen, um vor Dieter Falk flehentlich niederzuknien und zu erklären: „Lieber Dieter, liebe Nina, ich sehe einen Rohdiamanten, der zu einem Star werden kann“, wäre der Traum vom Popstar an dieser Stelle für Mandy bereits zu Ende gewesen. Mit der Auflage, daß sie im Recall Großes zeigen müsse, überstand Mandy diese erste Runde. Im Recall und Re-Recall, als bei dem Titel „Lokomotion“ erstmals ihre Qualitäten was Bühnenpräsenz und Ausstrahlung anbelangt aufblitzten, überzeugte sie die Jury. Im Recall begann Detlev D! Soost übrigens sein besonderes Spiel mit Mandy. Mehr als einmal versetzte er sie in den Glauben, daß ihr Popstars-Weg zu Ende sei, um dann die in Tränen aufgelöste in den Popstars-Himmel zurückzuholen. Am heftigsten wohl in der schicksalhaften Folge 13., als Detlev D! vor der Entscheidung sogar Mandys Eltern mit auf die Bühne bat und somit suggerierte, daß seien die starken Arme, die Mandy auffangen werden, wenn es mit dem Weiterkommen nicht klappt.
Und Bahar, die wie Mandy in Stuttgart gecastet wurde, fiel anfangs, betrachtet man die Fernsehbilder, kaum auf. Hi und da huschte sie durchs Bild, in einer längeren Sequenz sah man ein bißchen Profil, meist aber nur den Hinterkopf. Erstmals groß zu sehen war sie nach dem Recall, als sie nach getaner Arbeit ins Freie stürmte: „Ich bin so glücklich, bin so glücklich, das hätt‘ ich nicht gedacht.“ Aber sie sang im Weiteren gut mit, zeigte sich zugleich von dem Druck, der auf den angehenden Popstars lag, mit am wenigsten beeindruckt. Ihr Wesen beschrieb Alex, die jüngere Schwester Katis, während der Proben für die erste Entscheidungsshow (5. Folge) so: „Ich bin eher so der nervige Teil, Emmy ist der Ruhepol, die Bahar, die ist einfach süß, die ist einfach ‘ne Nette.“ Für die Jury war Bahar die „kleine Prinzessin“ (Dieter Falk, 5. Folge), die mit ihrer Ausstrahlung wirkte.
Ganz anders trat da Senna auf. Bereits beim ersten Casting in Frankfurt war sie, noch bevor überhaupt jemand gesungen hatte, als Mittelpunktwesen im Bild. Offen und selbstbewußt, ja sogar ein bißchen frech trat sie der Jury gegenüber. Mit diesem Auftreten und mit ihrer rauchigen Stimme überzeugte sie. Sie war übrigens die einzige, die sich offen und selbstbewußt auf eine Konfrontation mit Detlev D! Soost einließ. Sie weigerte sich nämlich während des ersten Choreo-Coachings im Workshop in Ischgl (6. Folge), sich einfach zu „verpissen“, weil sie „das Schlampenprogramm“ (so Senna) nicht mitmachen wollte. Vielmehr forderte sie von Detlev D! den gleichen Respekt, den er von den Kandidatinnen erwartete. Der Juror sah es ein und entschuldigte sich für seine verbale Entgleisung, allerdings nicht, ohne ihr hinterherzurufen: „Jetzt zeigt Senna ihr wahres Gesicht.“ Im Interview hernach konterte sie: „Wenigstens habe ich ein ehrliches Gesicht.“ – Wer hätte nach diesem Zusammenstoß mit Detlev D! Soost geglaubt, daß Senna diese Folge überstehen wird oder es gar bis in die Band schaffen würde?
Alle drei sind anfangs eigentlich nur deshalb weitergekommen, weil es stets andere gab, die just zum Zeitpunkt der Entscheidung weniger positiv auffielen, und gerade für Mandy war es mehr als einmal richtig eng. Die Jury kritisierte häufiger ihr mangelndes Selbstbewußtsein, ihre Selbstzweifel, die vor allem in der Coachingphase vor der jeweils nächsten Entscheidungsshow evident wurden, aber auch dann, wenn sie zur Entscheidung vor den Juroren stand. Ein Paradebeispiel dafür ist etwa die Entscheidungsshow nach dem Casting (5. Folge), als sie in der typisch schüchternen, um nicht zu sagen eingeschüchterten Mandy-Haltung vor der Jury stand. Detlev D! Soost warf ihr einmal mehr ihre Selbstzweifel vor und forderte sie auf: „Arbeite an deinem Selbstbewußtsein.“ Das hatte eine völlig unerwartete Reaktion zur Folge: Mandy veränderte unwillkürlich ihre Haltung, richtete sich auf, hob ihr unzweifelhaft hübsches Gesicht und zeigte ein, wenn auch noch etwas schüchternes, aber nichtsdestotrotz bezauberndes Lächeln. Die Reaktion von Jury und Publikum kam spontan: Überraschtes Lachen und Beifall, und Detlev D! nickte anerkennend: „Das ging aber schnell.“
Doch für Dieter Falk war sie von Anfang an die „Wackelkandidatin“, auch wenn er ihr später attestierte, daß sie laufen gelernt habe. Angesichts dessen ist es schon verwunderlich, daß sie Runde um Runde weiterkam, wobei allerdings nicht verschwiegen werden darf, daß sie in den Shows auch mit absolut überzeugenden Leistungen aufwartete, ihre Volumenstimme, die sie nuancenreich einzusetzen weiß, mit einem bezaubernden Lächeln und kecken Augenaufschlag ins Rennen schickte. Was wirklich in ihr steckt, merkte die Jury möglicherweise erst, als sie während eines Bandhaus-Konzertes vor Journalisten gemeinsam mit Bahar im Duett den No Angels-Song „Washes Over Me“ sang (10. Folge). Da stimmte die Chemie, da paßte alles, jeder Ton, jeder bezaubernde Blick, ja, jeder Augenaufschlag. Man hätte sich nur gewünscht, nicht der dröge Dieter Falk, sondern Detlev D! Soost hätte seinen Senf zu dem Song abgegeben.
Eine Vor-Entscheidung, wie die neue Band im Endeffekt aussehen wird, fiel wahrscheinlich in der 13. Folge der Staffel. Die verbliebenen Kandidatinnen, Senna, Bahar, Mandy, Kati, Romina und Leo, erhielten nach dem Konzert in Bürstadt (Folge 12), Mandys Wohnort, von der Jury die Aufgabe, die nächste Show komplett in eigener Regie zu organisieren, angefangen von der Zusammenstellung der Gruppen und der Auswahl der Lieder bis hin zum Engagement der Band, den Kostümen, der Dekoration und der Einladung der Gäste.
Doch am nächsten Morgen wurden Senna, Bahar, Mandy und Ari von den anderen drei Mädchen nicht nur überrascht, sondern irgendwie auch überrumpelt: Leo, Kati und Romina hatten ohne mit den anderen darüber zu sprechen bereits vorab entschieden, eine Gruppe zu bilden. Zähneknirschend, man sah es den Gesichtern an, akzeptierten die vier dies. In der zweiten Gruppe fanden sich Senna, Mandy und Bahar zusammen, Ari gesellte in der dritten Romina und Bahar um sich. Im Laufe des Tages stellten sich allerdings Probleme ein: Da Romina und Bahar gesundheitlich nicht voll auf dem Damm waren, glaubten sie nicht, diese Doppelbelastung aushalten zu können, zumal sie auch noch an dem vierten Auftritt, an dem alle Popstars auf die Bühne gehen sollen, mitwirken müssen. Doch Ersatz zu finden erwies sich als recht schwierig. Kati winkte ab, weil sie sich plötzlich auch nicht recht wohl fühlte. Leo lehnte ab, weil sie noch für die Teilnahme an einer HipHop-WM üben wollte, und Ari fragte schon reichlich entnervt: „Was ist mit dem Gruppen-Zusammenhalt.“ Schließlich sprangen Senna und Mandy in die Bresche, um gemeinsam mit Ari zu performen. Leo dieweil bestand auf ihrem Standpunkt: „Ich bin mir keiner Schuld bewußt.“
Der nächste Morgen brachte allerdings eine weitere Überraschung. Detlev D! Joost brachte Nina mit ins Bandhaus, die, nachdem sie bereits im Workshop (Folge 8) nach einem beeindruckenden Battle mit Elvira (Elli) ausgeschieden war, noch eine Chance erhalten sollte. Richtig glücklich war keine der Bandhaus-Bewohnerinnen darüber, plötzlich eine neue Konkurrentin zu haben. Ihre Reaktionen waren jedoch recht unterschiedlich. Sie reichten von Ablehnung bis hin zu Verständnis. Kati und Ari waren über die neue Konkurrenz nicht gerade erfreut und Leo meinte: „Ich find das scheißenungerecht.“ Diese neue Kandidatin könnte sie, die doch schon so viel mehr Einsatz für die neue Band gebracht hatten, ihrer Chancen berauben. Mandy dagegen zeigte sich verständnisvoller. Sie brachte die Überlegung ein, wie sie sich fühlen würde, wenn sie so in eine Gruppe hineingeworfen werden würde, wie sie sich in einer solchen Situation fühlen würde. Sie war es dann auch, die Nina mit offenen Armen empfing. Und Senna nahm es hin, es war die Entscheidung der Jury, und wenn es sie treffen würde, die gehen müßte, dann sei es halt so… Zugleich forderte sie die anderen Bandhaus-Bewohnerinnen auf: „Seid gut zu ihr, seid gerecht.“
Womit Senna sich aber keinesfalls anfreunden konnte, war das „Ego-Programm“ von Leo, Kati und Romina, und das brachte sie auch deutlich zum Ausdruck: „In dem Punkt habt ihr Scheiße gebaut!“ Dennoch wurden die Proben fortgesetzt, allerdings in erweiterten Besetzungen: Die Gruppen um Leo und Ari mußten Nina integrieren. Während das bei der Ari-Gruppe recht problemlos geschah, für Ari war das „ganz selbstverständlich“, zerstörte Nina irgendwie die von Leo ausgetüfftelte Choreographie. Bei dem Versuch, Nina einzubauen, fluchte Leo eins um andere Mal: „Das sieht Scheiße aus.“ Und wohlgelitten war Nina in dieser Gruppe auch nicht. Romina meinte: „Es ist schwierig da irgendwie, sag ich mal, einen Fremdkörper da zu integrieren“, obwohl sie Nina noch in dem Battle in Folge 8 sekundierte und sie als Freundin bezeichnete. Leo brachte es kraß auf den Punkt: „Nina hat die Choreo sehr schnell aufgenommen. Ich hätt’s auch ganz ehrlich nicht länger mit ihr gemacht, weil ich hab gestern die ganze Nacht dran gesessen. Und ich wär jetzt auch, so böse es klingen mag, nicht bereit, ihr das groß und breit zu erklären.“
Was sich schon während der Proben im Bandhaus abzeichnete, bewahrheitete sich dann in der Entscheidungsshow: Die drei, die sich aus einem Gefühl der Überlegenheit heraus zusammengetan hatten, um mit ihrem Auftritt bei der Jury zu punkten, mußten erkennen, daß die anderen auch ohne sie recht gut sind. Das zeigte bereits der Auftritt der Ari-Gruppe mit „Free Your Mind“, wurde aber noch deutlicher bei „He Loves Me“, performnd von Senna, Bahar und Mandy, die hier erstmals gemeinsam in der späteren Monrose-Formation agierten. Für Dieter Falk war dieser Auftritt der Höhepunkt des Abends. Es ist allerdings noch zu früh zu sagen, diese wäre die Geburtsstunde von Monrose.
Erkennbar jedoch war, daß Senna während dieser Bandhause-Tage dicke Pluspunkte bei der Jury sammelte. Fortan wurde stets Sennas soziale Kompetenz betonte. Senna war die Teamplayerin, diejenige, die sich voll für andere einsetzt! – Und auch Mandys Bereitschaft, sich in den Dienst des Teams zu stellen, wurde von der Jury gewürdigt.
Endgültig entschieden schien aber noch längst nichts, schließlich standen bis zum Finale noch zwei Folgen aus. Gleichwohl war zu merken, daß Senna und Mandy bei der Jury an Ansehen gewonnen hatten. Nicht umsonst hatte Nina Hagen Mandy zu einem speziellen Selbstbewußtseinsaufbautraining kurz vor den entscheidenden Show vor dem Finale unter ihre Fittiche genommen (Folge 14). Und auch Bahars Offenheit, als es um den Ego-Trip von Leo, Kati und Romina ging, war den Juroren gewiß nicht verborgen geblieben.
Leo, die bereits in der 11. Folge aussortiert worden war, dann aber von der Jury zurückgeholt wurde, weil die Entscheidung für Vanessa, die flog in Folge 12, doch nur hauchdünn gewesen sei, wollte sich mit dem gemeinsamen Auftritt mit Kati und Romina die Eintrittskarte in die Popstars-Band sichern. Auch die andern beiden sahen dies gewiß als eine Chance, ihr Können in der Gruppe der Besten ins rechte Licht zu setzen. Doch es hat, wie inzwischen jeder Monrose-Fan weiß, keiner etwas genutzt. Der Schuß ging nach hinten los. Von Leo verabschiedete sich die Jury bereits in der Entscheidungsshow vor dem Finale (Folge 15). Die Begründung: Ihrer Stimme fehle der notwendige Soul, mit dem man die Menschen erreicht und berührt. Für das Finale waren zu diesem Zeitpunkt bereits Kati, Romina und Senna qualifiziert, die in einem fünf Prüfungen umfassenden Test in Folge 14 die Höchstpunktzahlen erreichten.
Aber in dieser Show könnte die Entscheidung für Bahar gefallen sein. Sie sang hier „Shame“, den Titel der Monrose-Debüt-Maxi-CD auf eine derart überwältigende Weise, daß nicht nur die Juroren und die Sängerin, sondern auch so mancher Zuschauer am Bildschirm feuchte Augen bekommen hat. Und von Mandy, die „Kiss and Tell“ sang, forderte Detlev D! Soost, als er ihre Qualifikation fürs Finale bekanntgab: „Wir wollen nur noch den Engel sehen, den Engel, der dir Selbstbewußtsein gibt, den Engel, der dir die Kraft gibt, und den Engel, der dich dazu befähigt, dir Flügel wachsen zu lassen.“ Und das kurz und scherzlos und ohne alle Mätzchen.
Die danach folgende bedeutungslose, weil entscheidungslose Vor-Final-Show in Folge 15 brachte dann doch Vorentscheidendes zu Tage: Kati, Romina und Senna beispielsweise sangen „Shame“. Doch ihnen gelang es nicht, auch nur annähernd die Emotionalität zu erreichen wie zuvor Bahar. Und Katis Stimme erwies sich schlicht und ergreifend als zu hart, um der Ballade gerecht zu werden. Bei „Even Heaven Cries“ wurde deutlich, daß Rominas Stimme nicht gegen die Mandys anstinken konnte. Und bei „I’m Gonne Freak Ya“ zeigte sich: Die Kamera liebt Bahars Gesicht, ihr bezauberndes Minenspiel.
Wie das Finale ausging, darauf soll hier im Einzelnen nicht eingegangen werden. Das Ergebnis ist bekannt: Senna und Bahar wurden von den Juroren in die Band gesetzt, oder besser auf das Band-Sofa, Ari und Kati herausgewählt, so daß am Ende nur noch Romina und Mandy übrig blieben. Welche der beiden in die Band kam, das entschied das Publikum an den Bildschirmen mit ihren Telefonanrufen. Doch eine Jury, die für diesen Publikumsentscheid Mandy und Romina aufstellt, war sich mit großer Sicherheit von vornherein über das Ergebnis im klaren. Angesichts der Beliebtheit Mandys wäre ein Weiterkommen Rominas eine Sensation gewesen. Für Mandy voteten übrigens 78 Prozent der Anrufer. Das war deutlicher als mancher erwartet hatte.
Und jetzt doch noch einmal zurück zu den Irritationen kurz vor dem Popstars-Finale 2006, als wegen eines vorzeitig veröffentlichten CD-Covers der Vorwurf im Raume stand, die Entscheidung über die Zusammensetzung der Popstars-Band sei bereits vor dem Finale gefallen. Ob dies so ist oder nicht, ist allerdings völlig unerheblich, und von Mauscheleien kann ohnehin nicht die Rede sein, denn von Anfang an hatte die Jury betont, daß sie es ist, die die Band zusammenstellt. Nicht ohne Grund sprach Dieter Falk von dem „Bild, der Popstars-Band, die wir suchen“ (5. Folge). Detlev D! Soost hatte mehrfach betont, daß sie (die Jury) eine Gruppe zusammenstellen wollen, die nicht für einige Tage, sondern sogar über Jahre hinaus in der Popszene präsent sei. Und noch in der Entscheidungsshow vor dem Finale äußerte Nina Hagen nach Bahars Auftritt: „Wir sind auf der Suche nach dem Gesamtpaket.“ Daß die Jury bereits vor dem Finale eine Vorstellung von der endgültigen Besetzung der Band hatte, ist also mehr als wahrscheinlich.
Lange schien es so, als seien Kati und Romina gesetzt, deren Professionalität stets hervorgehoben wurde. Zusammen mit Leo bildeten sie die „Strebergruppe, im positiven Sinne“, wie Detlev D! Soost betonte (13. Folge). Beide verfügen über ausgezeichnete gesangliche Qualitäten und zusammen mit Leo waren sie die besten Tänzerinnen. Unter diesem Aspekt war die 5. Popstars-Staffel eine Lehrstunde für Streber, selbst wenn man diesen Begriff positiv verstanden wissen will. Nicht die stets funktionierenden professionellen Powerfrauen und nicht die besten Tänzerinnen kamen in die Band, sondern die Unangepaßte (Senna, die als „Tanzmuffel“ vom ersten Tag an mit der Tanzerei auf Kriegsfuß stand und sich nur äußerst langsam damit anfreundete), die Nette (Bahar, die, so Dieter Falk, lange in der Erwartungsschublade hing) und die Zweiflerin (Mandy, auf die der Spruch zutrifft: Nur die, die an sich zweifeln, können über sich hinauswachsen).
Ob das so geplant war?
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